Ramularia collo-cygni, eine der mittlerweile gefährlichsten Pilzkrankheiten in der Gerste im Süden Deutschlands, hat in Norddeutschland bisher selten eine Rolle gespielt und ist deshalb vielen Landwirten auch kaum bekannt. Doch in diesem Jahr, bedingt durch ausreichend Niederschläge und warme Witterungsperioden seit Mai kam es auch im Norden zu stärkeren Infektionen, die teilweise zu stärkeren Ertragsminderungen führen werden. Obwohl alle Gerstensorten von Ramularia collo-cygni befallen werden können, ist dieses Jahr die Sorte Meridian deutlich stärker betroffen als die meisten anderen Sorten. Während man hier zum Teil mit deutlichen Ertragseinbußen rechnen muss, zeigt sich Ramularia beispielsweise in den Sorten Lomerit, Kosmos, Keeper oder Wootan meist nur als Schwächeparasit auf den ohnehin absterbenden ältesten Blättern.
Ramularia collo-cygni verursacht auf den Blättern Sprenkelnekrosen (siehe Fotos) und tritt meist erst nach der Blüte der Wintergerste in Erscheinung. Dann kann der Befall jedoch rasant fortschreiten, so dass der Bestand in kürzester Zeit abstirbt. Das Problematische am Ramularia-Pilz ist, dass er innerhalb weniger Jahre Resistenzen gegen fast alle Fungizide entwickelt hat. Der einzige Wirkstoff, der noch funktioniert, ist Chlorthalonil (enthalten in Credo oder Elatus Era Opti). Bisher war man allgemein der Ansicht, dass im Norden aufgrund des seltenen Auftretens auch Prothioconazol und die Carboxamide noch wirksam sein müssten. Aber mit diesen Wirkstoffen in BBCH 39 bis 51 behandelte Meridian-Schläge zeigen in diesem Jahr kaum einen Unterschied zur unbehandelten Kontrolle, so dass wir davon ausgehen können, dass die Resistenzen auch den Norden voll erfasst haben. Die Natur passt sich manchmal schneller an als der Mensch glaubt.